| Der Romancier und Dramaturg Uwe Friesel, ehemaliger Mitherausgeber der AutorenEdition im Bertelsmann-Verlag, Ex-Vorsitzender des deutschen Schriftstellerverbands VS sowie PEN-Mitglied, zur heiklen Frage, ob sich die Bundeswehr an einer möglichen internationalen Friedensmission in der Ukraine beteiligen sollte. Dabei sein oder nicht… Anfangs wollte die Bundesrepublik nur Masken liefern. Wir hatten ja genügend davon, dank des Herrn Spahn. Doch mittlerweile wird ernsthaft darüber diskutiert, ob Deutschland bei der zu erwartenden Garantie für die Ukraine Schutztruppen schicken soll. Denn es könnte ja sein, dass der plumpe Trump dem listigen Putin einen brauchbaren Deal anbietet. In diesem Fall will DE keinesfalls abseits stehen. Indes: deutsche Truppen nach Kiew, nahe Babyn Jar? Wo unsere Wehrmacht allein am 29. und 30. September 1941 fast vierunddreißigtausend Jüdinnen und Juden – Mütter, Kinder, Greise – ermordete? Wie geschichtsvergessen müssen deutsche Politiker sein, dies ernstlich zu diskutieren? Gut, es waren Hitlers Nazi-Truppen. Doch, wie Zeitzeugen überliefern, musste man nicht unbedingt bei den Erschießungen mitmachen. Den berühmten „Befehlsnotstand“ gab es nicht. Militärhistoriker haben herausgefunden, dass man bei einer Weigerung nicht einmal degradiert wurde. Nunmehr also Bürger in Uniform, Demokraten somit, die die Unabhängigkeit eines europäischen Staates gegen einen feigen Aggressor verteidigen. Ob wir im Ernstfall dazu überhaupt in der Lage wären, soll hier nicht diskutiert werden, es gibt begründete Zweifel. Und die Stimmung in der Ukraine selbst ist gemischt. Die einen, meist Jüngere, sagen: Richtig! Sollen doch die Deutschen selber mal den Kopf hinhalten, statt immer nur Waffen zu liefern, an denen sie auch noch verdienen. Andere, meist Ältere, fangen schon an zu zittern, sobald sie nur deutsche Befehle bellen hören, wenn auch bislang nur im Fernsehen. Es stimmt, die Zeiten haben sich geändert. Wir sollen und wollen nach vorne blicken. Immerhin steht die Zukunft eines europäischen Nachbarn auf dem Spiel. Alles richtig. Auch steht für mich außer Frage, dass wir der Ukraine beistehen müssen. Putin ist zum Massenmörder geworden. Vorgeblich will er ukrainische Nazis vernichten (die es gibt) und übersieht dabei, dass sich auch in seinem Reich die braune Suppe wieder ausbreitet. In der Tat, man kann kaum unterscheiden, was da noch rot ist, und was schon braun. Und wir? Gibt es denn in diesem unserem AfD-affinen Land noch eine Mehrheit von lupenreinen Demokraten? Wenn wir aber im Fall Israels sagen, man dürfe die Vergangenheit nie vergessen: Weshalb sind wir bereit, dies im Fall der Ukraine womöglich zu tun? Zumindest Nach-Denken wäre angebracht. 08/2025 |
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