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In desaströsen Zeiten werden wir dazu aufgerufen, unsere Stimmen einem Politiker und einer Partei zu geben, auf dass die unmittelbare Zukunft weniger Desaster für uns bereithält. Überall Kriegsgeschehen, dazu Armut und Hunger, das moribunde Klima, eine handfeste Rezession und Neonazis ante portas – wer kann uns wie aus der Malaise helfen? Unangemessen fröhlich grüßen uns Plakate und Parolen an winterlichen Straßen, sieht man/frau sich die bunten Bilder aber näher an, liest man gar die mit kecken Ankündigungen, weltfremdem Eigenlob und kryptischen Versprechungen gespickten Texte, beschleicht eine/n die Ahnung, dass die Lösung all unserer Probleme wohl nicht bei den Protagonisten dieser Werbekampagnen zu suchen ist. Das Elend der Fotografen Reklame für Parteien ist kurz vor einer Wahl eigentlich überflüssig (von Gruppierungen, die bis dato kein Mensch kennt, mal abgesehen), fallen doch jede Rede, alle Interviewäußerungen, sämtliche Kameraposen und privaten Geständnisse von PolitikerInnen in den Bereich Eigenwerbung & PR und werden uns per Rundfunk, Fernsehen, Handy und PC vier Jahre lang um Augen und Ohren gehauen. Doch um kurz vor High Noon in jedem Blickfeld präsent zu sein, sich auch an der Ausfallstraße, vor der Bäckerei oder am Alleebaum noch in die optische Wahrnehmung wehrloser Passanten zu drängen, wird vor allem der urbane Raum mit Postern zugepflastert, obwohl doch die Berieselung in E-Medien mittlerweile viel reichere Ernte verspricht. Ein Bundeskanzler als Auslaufmodell: Vier Jahre haben wir auf mehr gehofft und Besseres für Deutschland erwartet. Jetzt geht es Scholz wie diversen Fußball-Nationaltrainern zuvor - das Vertrauen der Mannschaft und Fans zu ihm ist heillos zerrüttet. Es ist nur zu verständlich, wenn Werbeagenturen die besten Mitarbeiter an lukrative Aufträge von Mode-Giganten, aus der Automobilindustrie oder Bankenwirtschaft setzen (dabei immer häufiger Social Media nutzen bzw. bedienen) und altbackene Kampagnen politischer Parteien der zweiten Garde anvertrauen. In diesem Wahlkampf aber scheinen vor allem taufrische Praktikanten mit der visuellen Gestaltung der Plakate beauftragt worden zu sein, mit dem zu erwartenden Resultat: Sie taten sich offensichtlich schwer mit dem vorgefundenen Menschenmaterial, das sie in vorteilhaftes Licht stellen sollten. Friedrich Merz hat die Bluttat eines psychisch kranken Afghanen genutzt, um so ziemlich alle AfD-Forderungen in puncto Migration zu erfüllen und damit Markus Söder rechts zu überholen (wie unser Bild belegt). Der CSU- Chef aber liegt weiter in Bayern auf der Lauer, hinterhältig grinsend wie ein mexikanischer Banditen-Caudillo in einem zweitklassigen Italo-Western. Und auch die Fotografen scheinen an ihren Models verzweifelt zu sein. Gelangweilt mussten sie etwa einen Bundeskanzler Scholz, der äußerlich und – jedenfalls dem spirituellen Eindruck nach - tief in der Seele desgleichen wie aus Lehm gemacht wirkt, als grinsenden Golem abknipsen, während der oberflächenbunt irisierende Lindner von ihnen vorsichtshalber auf Schwarzweiß-Diät gesetzt wurde, möglicherweise um auf die mageren Zeiten, die der FDP bevorstehen, hinzuweisen. Ein Meisterwerk der Porträtkunst jedenfalls entdeckt man derzeit auf deutschen Straßen kaum. Nicht gerade aussagekräftig, aber wenigstens sympathisch: Eine fidele Altherren-Runde möchte in den Bundestag. Die SPD wird nicht gerade begeistert davon sein, dass ihr das linke Skat-Trio die letzten Getreuen, die Rentner, wegschnappen will. Zwischen Gähnen und Kopfschütteln Aber Bilder sind nicht alles. Im Kampf um die Stimmen skeptischer, wütender, wahlmüder oder einfach desinteressierter Bürger sollte die Aussage doch doppelt zählen. Aber auf der knapp bemessenen Fläche, die „künstlerische“ Kreativität auf den Plakaten für zwei, drei Worte, eventuell einen kurzen Satz, im Idealfall eine zündende (plakative) Parole einräumt, tummeln sich bestenfalls mediokre Allgemeinplätze, oft auch gänzlich sinnfreie Plattitüden. Für guten Willen war Christian Lindner eigentlich nie bekannt, zumindest was sozial Schwächere oder eben Migranten betraf. Lediglich gegenüber Konzernlenkern, etwa der Porsche-Chefetage, zeigte sich der Mann, der die FDP aus der Parlamentsabstinenz führte, nur um sie in den nächsten Abgrund zu stürzen, grenzenlos beflissen. Nun ist auf Wahlpostern kein Platz für dialektische Besinnungsaufsätze oder ganze Programme, aber die Chance, Sachverhalte pointiert zu skizzieren, Schweinereien zu entlarven bzw. zu karikieren, besteht, wie in der Vergangenheit John Heartfield oder Klaus Staeck bewiesen haben. Doch die Generalsekretäre und Öffentlichkeitsbeauftragten der Parteien hierzulande sind keine Künstler, sie setzen lieber auf Bewährtes: Langeweile, Rätselhaftes und Verlogenes. Populistische Formulierungen entbehren oft nicht eines gewissen unfreiwilligen Humors. Hat ganz Deutschland ordentlich eingezahlt, genügend versicherungspflichtige Jahre auf dem Buckel und ist bereits im Rentenalter? Solche sprachlichen Ausrutscher sind nur Symptome für dubiose Inhalte des BSW, das gern fortschrittliche Sozialpolitik mit rechtsnationalem "Volksempfinden" vermählen möchte. Das Niveau dieses Wahlkampfes legt die irrige Hoffnung nahe, es könne eigentlich nach dem Urnengang nur besser werden, da die Talsohle erreicht sei. Aber schauen Sie sich einmal – ganz ohne mediale Retusche – das Personal, das für die wichtigste Wahl seit Jahrzehnten zur Verfügung steht, genauer an… Das Schlimmste am Schluss: Da möchte jemand seine Zeit für ein Deutschland vergeuden, das so heimelig bleiben soll, wie es schon vor neun Jahrzehnten war, geistfeindlich, undemokratisch, rassistisch. Und die AfD weist den Holzweg dorthin. 01/2025 Dazu auch:
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